Der kleine braune Singvogel wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar, doch der Sumpfrohrsänger ist ein virtuoses Gesangstalent. Um dem Sumpfrohrsänger zu helfen, müssen Lebensräume im Rahmen einer funktionsfähigen Ökologischen Infrastruktur wiederhergestellt und langfristig gesichert werden. Nun hat BirdLife Schweiz den Sumpfrohrsänger zum Vogel des Jahres gewählt.
Der Sumpfrohrsänger ist ein unscheinbarer, graubrauner Singvogel, etwas kleiner als ein Spatz. Doch durch seinen auffälligen und aussergewöhnlichen Gesang ist er schon von weitem zu erkennen. Vor allem in der Dämmerung und nachts trägt er seinen fast ununterbrochenen Schwall aus quirlenden und pfeifenden Lauten vor. Besonders sind dabei die Imitationen der Stimmen anderer Vogelarten, die er in seinen Gesang einbaut. Bei einigen Individuen konnten bereits Imitationen von über 200 verschiedenen Vogelarten nachgewiesen werden. Dabei beschränkt sich der Sumpfrohrsänger nicht nur auf Vogelstimmen, die er hierzulande lernt, sondern imitiert sogar Vögel aus dem südöstlichen Afrika, deren Gesänge und Rufe er im Winterquartier und auf dem Zugweg aufgeschnappt hat. Dieser Imitationsreichtum ist in der europäischen Vogelwelt einmalig.
Heimlicher Sommergast
Der Sumpfrohrsänger kommt Mitte bis Ende Mai aus seinen afrikanischen Überwinterungsgebieten zurück und ist damit einer der spätesten Ankömmlinge der hiesigen Vogelwelt. Auf seinen Zugwegen legt er zweimal im Jahr Distanzen von ca. 10’000 Kilometern zurück. In der Schweiz angekommen besiedelt er feuchte Lebensräume mit dichter Vegetation und brütet gerne in Grabenböschungen und Verlandungszonen von Seen. Er bewegt sich geschickt in einer dichten Vegetation von Hochstauden, Schilf und Weidengebüschen und bleibt dabei meist gut versteckt. Der Sumpfrohrsänger ernährt sich von Insekten, die er in der dichten Vegetation erbeutet. Das Nest wird in senkrecht stehenden Hochstauden mit ausreichend Blättern und Querverzweigungen gebaut.
Akuter Lebensraumverlust
In den letzten 150 Jahren wurden über 90% der Feuchtgebiete in der Schweiz entwässert und zerstört. Insbesondere die eher trockeneren Teile der Feuchtgebiete wurden bei Meliorationen in Ackerland umgewandelt. Bäche und Gräben wurden trocken gelegt oder eingedolt und Büsche und andere Vegetation gerodet. Ausserhalb von Schutzgebieten findet der Sumpfrohrsänger daher kaum mehr geeignete Brutgebiete. Dazu kommt, dass Grabenböschungen oftmals viel zu früh und zu radikal geschnitten werden, wodurch Nester und Bruten des Sumpfrohrsängers zerstört werden.
pd